Ein Begegnungszentrum für Menschen mit und ohne Behinderung – das ist die Idee, die der Errichtung des Gustav-Heinemann-Haus zu Grunde lag. Als am 28. Oktober 1969 mit einer Regierungserklärung publik gemacht wurde, die Bundesregierung werde verstärkt Maßnahmen ergreifen, um behinderten Menschen in Beruf und Gesellschaft mehr Chancen zu eröffnen als bisher, sollte es nicht nur bei Worten bleiben.
Auf Initiative des ehemaligen Bundesministers für Arbeit und Soziales, Walter Arendt, wurde auf der Grundlage des von der Bundesregierung initiierten „Aktionsprogramms zur Förderung der Rehabilitation der Behinderten“ vom 14. April 1970 die Idee vom Gustav-Heinemann-Haus geboren. Vier Jahre später, im Dezember 1974, fand die Grundsteinlegung statt. Bereits zwei Jahre danach, am 26. September 1976 konnte das ca.12.800 qm große Haus eingeweiht und dem im Oktober 1973 gegründeten Verein „Haus der Behinderten e.V.“ als neuem Träger übergeben werden. 1984 wurde dieser Verein in eine Stiftung des bürgerlichen Rechts umgewandelt, die den Namen „Stiftung Haus der Behinderten Bonn“ erhielt.
Stifter waren die Bundesrepublik Deutschland und die Stadt Bonn. Anerkennung fand die behindertengerechte Ausstattung des Hauses schon bei seiner Eröffnung und lockte nicht nur dadurch bereits im ersten Jahr mehr als 10.000 Besucher an. Auch außerhalb der Bundesrepublik Deutschland war man beeindruckt von dem Haus. So wurde es von der Europäischen Gemeinschaft als besonders förderungswürdig herausgestellt. Zu jenem Zeitpunkt fand man Einrichtungen dieser Art kaum.
Das Gustav-Heinemann-Haus war ein Modellprojekt, in dem durch beratende, therapeutische, soziale, kulturelle, sportliche und freizeitfördernde Maßnahmen die Eingliederung von Menschen mit Behinderung in das Arbeitsleben und in die Gesellschaft unterstützt wurde. Das Haus sollte die Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung erleichtern und damit die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben nachhaltig verbessern.
Ihren Namen „Gustav-Heinemann-Haus“ erhielt die Einrichtung auf Vorschlag der Bonner Behindertenverbände, die damit herausstellten, dass Gustav Heinemann immer wieder auf die Probleme behinderter Menschen hingewiesen und gleichzeitig die Verpflichtung des Staates ihnen gegenüber betont hatte.
Das Gustav-Heinemann-Haus gewann in der Bundesrepublik mehr und mehr an Bedeutung, wenn es um die Belange von Menschen mit Behinderung ging. So trafen im von den Vereinten Nationen ausgerufenen „Internationalen Jahr der Behinderten 1980/1981“ rund 700 Fachleute aus allen Bereichen der Behindertenpolitik im Gustav-Heinemann-Haus zusammen und arbeiteten in mehr als 100 Sitzungen Empfehlungen aus, die zur Richtschnur für die Bundesregierung in Fragen der Behindertenpolitik wurden.
Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales wurde das Gustav-Heinemann-Haus zwischen 2001 und 2003 umfassend im Veranstaltungsbereich sowie in den Bereichen Brandschutz, Heizungs- und Lüftungsanlage, Sanitär und Schwimmbad modernisiert. Der Gastronomiebereich bekam einen zusätzlichen Gastraum.
Als das Gustav-Heinemann-Haus am 26. September 2006 sein 30-jähriges Bestehen feierte, konnte es auf einige bewegte Jahre zurückblicken. Man feierte das Jubiläum dieses ersten großen Begegnungszentrums mit 150 Gästen, zu denen etwa Kajo Wasserhövel, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, und die Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn, Bärbel Dieckmann, zählten.
Seit Anfang des Jahres 2009 wird das Haus von der Gemeinnützigen Gustav-Heinemann-Haus GmbH betrieben, einer Gesellschaft im Verbund der Julius Axenfeld Stiftung.